mario hiriartnewsReise nach Temuco, 21.-24.07.2000

© schoenstatt-institut marienbrüder, 18.01.2001


Reise nach Temuco, 21.-24.07.2000

Schon zum zweiten Mal holte uns Mario nach Temuco. Anfang April war Herr Dillinger bereits dort, um ein Referat über Mario zu halten. Am Freitagabend machte nun auch ich mich vom 21. bis 24. Juli auf die Reise in den Süden.
Zu den Jubiläumsfeierlichkeiten der Sendung des 31. Mai, vergangenen Jahres, waren auch Jugendliche aus Temuco mit ihrem Erwachsenen Mitarbeiter Pater Claudio Martínez in Bellavista. Während diesem Jubiläum wurde der Wunsch bei ihnen wach, hinter ihrem Heiligtum in Temuco eine originalgetreue Kopie des Mariokreuzes aufzustellen. In Temuco muss es bereits vorher einmal eine solche Kreuzkopie gegeben haben mit einem schlichten, schwarzen Holzkreuz, wie es damals auch am Mariograb war. Wer der Initiator dieses ersten Mariokreuzes hinterm Heiligtum von Temuco war, wissen wir nicht. Wir hatten ihnen nun vor einigen Wochen Fotos vom jetzigen Grabkreuz geschickt und ein Schnitzer von Villarica war dabei, eine exakte Kopie anzufertigen. Kostenpunkt: 100.000.- Pesos (ca. 450,- DM).

Die Jugendlichen begannen also Gnadenkapital zu sammeln. Auf einem größeren Foto, das auf Styropor aufgezogen ist darf für jedes Beten des Seligsprechungsgebets Marios eine winziges, rotes Männchen entfernt werden. Mittlerweile sind so viele Papiermännchen entfernt, dass man fast den ganzen Kopf frei sehen kann; über die Hälfte ist freigelegt. Ich hatte nun die schöne Aufgabe den Jugendlichen bewusst zu machen, was das Kreuz allgemein und speziell die Kopie hinter ihrem Heiligtum bedeutet.
Am Freitagabend um 23.05 Uhr fuhr mein Bus in Santiago weg und um ca. 8.00 Uhr kam ich am Bus-bahnhof in Temuco an. Ein Jugendlicher holte mich dort ab und brachte mich zum Haus der Patres von Schönstatt, wo ich als Gast gute Kost und Logie genießen durfte. Um 11.00 Uhr zelebrierten Pater Claudio Martínez und Pater Stefano eine Messe für Jugendliche einer Universität. Dort traf ich erstmals Cristian Becerra (SMJ), der mich eingeladen hatte. Gegen 16.00 Uhr trafen nach und nach die Jugend-lichen im Schönstattzentrum "Ayinrehue" ein. Der Name ist die Übersetzung von "Schönstatt" in die Sprache der Mapuche (Indios in Südchile).
An diesem Nachmittag wurden quasi zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Der neue Erwachsene Mitarbeiter, Pater Stefano, wurde offiziell in sein neues Amt eingeführt und alle Gruppen stellten sich nacheinander vor. Es waren ca. 25 Personen anwesend. Im zweiten Teil durfte dann Mario ran. Vorne in der Mittel war bereits das Kreuz an einem Ehrenplatz; mit dunklem, blauen Stoff verhüllt und mit einem Scheinwerfer angeleuchtet. Ich warnte die Jungs vor, dass das nun Folgende nichts Leichtver-dauliches sei und erklärte in kurzen Worten, um was es sich bei der Diashow "Seine letzte Reise" han-delt.

Wie zu erwarten war, verfehlte die Darbietung auch in Temuco nicht ihre Wirkung. Wie bisher bei jeder Vorführung wirkte quasi ein heilsames Schockerlebnis: "Mein Gott, ich höre da jemand zweieinhalb Wochen vor seinem Tod und was er sagt, lässt nur einen Schluss zu: Er ist ein großer Heiliger, der Schönstatt ernster genommen hat als wir alle zusammen." In diese Richtung gehen die Gedanken. Wie bei jeder Vorführung war nach Ende des Schlussliedes absolute Stille. Aufgrund bereits gehaltener Vorführungen der Diashow hatte ich in Temuco einige Erfahrungen und wusste, wie ich weiter verfahren musste. Ich hatte zum Verarbeiten noch einige Grabdias hintendran gesteckt. Ohne Marios Stimme und Musik hatten die Betrachter mit diesen Dias die Möglichkeit, bei absoluter Stille noch ein bisschen in der vertrauten Dunkelheit mit sich und Mario allein zu bleiben, die Betroffenheit auszukosten.
Danach versuchte ich in einem kurzen Referat darzulegen, was die Feststellung "Mario ist ein schwar-zes Kreuz" bedeutet:
- Wie kam es geschichtlich zu den "schwarzen Kreuzen"
- Marios Wunsch, das erste "schwarze Kreuz" hinter dem Heiligtum von Bellavista zu sein
- Geschichtliches Hintergrundwissen zu Marios Reise nach Milwaukee
- Aussagen Pater Kentenichs über Mario Hiriart
- Feststellung: Mario ist der erste "heroe schoenstattiano de Latinoamérica"
In einem zweiten Schritt versuchte ich den Jungs klar zu machen, dass es sich um das erste Filialkreuz Marios hinter einem Heiligtum handelt. Zwar gibt es hinter dem Heiligtum von Campanario im Eng-lingstein eingesetzt bereits ein Mario-Grabkreuz aus Holz, es ist aber viel kleiner und hat nicht seinen eigenen Platz.
- Wie es Filialheiligtümer gibt und Filial-Englingsteine, so wird es in Zukunft wohl auch Filial-Mariokreuze geben. Und in Temuco steht das erste.
- Es ist ein Geschenk für Mario zu seinem 69. Geburtstag
- das Mariograb, ein noch verborgener Schatz, ein Ort kleiner und großer Wunder, Quelle authenti-schen Apostolatsgeistes
Nach dem Vortrag enthüllten wir das Kreuz und zogen in Prozession hinter das Heiligtum, wo das Kreuz seinen Platz bekommen soll. Die Nacht war voller Aufbruchsstimmung und Wille zum Einsatz. Pläne wurden geschmiedet, in den Augen begeistertes Funkeln.
Vor dem Schlafengehen unterhielt ich mich noch lange mit Pater Claudio Martínez über die Bedeutung und die Sendung Marios und der Wunsch, ihn mehr in die SMJ Südamerikas hinein zu bringen. Er selber ist ein begeisterter Anhänger Marios und wird das Anliegen in seinem Herzen mittragen.

In der Sonntagsmesse durfte ich vor der versammelten Schönstattgemeinde Temucos ein bisschen er-klären, was es mit dem Kreuz und Mario auf sich hat. Vor allem sollte ich erklären, was die Mari-enbrüder sind. Mit Freude bin ich diesem Wunsch nachgekommen. Nach der Messe kamen zwei ältere Damen auf mich zu. Die erste war Mitglied eines Gebetskreises für Schönstattberufungen und ver-sprach mir, nicht wie bisher nur für Patresberufungen, sondern auch für Marienbrüderberufungen zu beten. Eine zweite Dame erzählte mir, dass sie Mario um ein Wunder gebeten hatte und erhört wurde. Leider konnte ich die Dame nicht dazu gewinnen, mit mir das Gesprochene auf Minidisc aufzunehmen. Sie hat gerade wieder ein Anliegen am Laufen und hat wohl Angst, dass Mario sie nicht erhört, wenn sie jetzt schon das Wunder von damals preisgibt. Zumindest konnte ich mir ihren Namen notieren und werde bei Zeiten wieder nachhaken.
Am Sonntagnachmittag besuchte ich noch einen historischen Ort in Temuco. In dieser Stadt, mehr als 600 km südlich von Santiago, haben sich 1936-1938 die ersten Marienschwestern niedergelassen. Es kamen jedes Jahr sechs Marienschwestern, bis mit dem Ausbruch des Krieges der Kontakt und der Nachschub aus der Heimat abgebrochen war und die Schwestern sehen mussten, wie sie sich durch-schlugen. Man kann also in Temuco mit von den ersten Ansätzen der Schönstattbewegung in Chile sprechen. Die deutschen Schwestern dort, schon im besseren Alter, verwöhnten ihren "kleinen Bruder" mit Gebäck und allerlei Gutem.
Am Montagmorgen um 9:00 Uhr ging dann mein Bus wieder Richtung Heimat. Ca. um 20:00 Uhr kam ich in Santiago-Busbahnof an, so dass ich kurz nach 21:00 Uhr, wieder auf heiligem Boden - müde - die Schuhe ausziehen konnte.
Ende Juli 2000, Bellavista, Harald M. Knes


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